Lohnt sich eine Wärmepumpe im Altbau?
Eine Wärmepumpe kann auch im Altbau sinnvoll sein, vorausgesetzt Haus und Technik passen gut zusammen. Was genau als Altbau gilt, ist nicht einheitlich; in diesem Kontext beziehen wir uns auf Ein- und Zweifamilienhäuser, die vor dem Jahr 2000 gebaut wurden. Im Neubau ist die Wärmepumpe inzwischen die Standardlösung: Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2023 in etwa zwei Dritteln aller neuen Wohnhäuser Wärmepumpen installiert, Gasheizungen sind dort eher Seltenheit. Damit eine Wärmepumpe im Altbau gut funktioniert, muss das Gesamt-System aus Haus und Heizung gut aufeinander abgestimmt sein.

 

Muss das Haus für eine Wärmepumpe vollständig gedämmt sein?
Nein – das ist nur die halbe Wahrheit. Zwei zentrale Faktoren bestimmen die Effizienz:
der Heizenergiebedarf pro Quadratmeter (wie viel Heizenergie pro m² benötigt wird; je niedriger, desto besser für die Wärmepumpe),
die Vorlauftemperatur der Heizung (die Temperatur, mit der Wärme ins System kommt).
Die höchste Effizienz erreichen Wärmepumpen bei einer Vorlauftemperatur von etwa 30 bis 35 Grad. Sie funktionieren aber auch bei höheren Werten bis rund 55 Grad effizient, sofern die Planung stimmt.
Auch in einem Altbau lassen sich die wesentlichen Kriterien für den Betrieb einer Wärmepumpe oft ohne umfangreiche Sanierung erfüllen. Entscheidend ist das Baujahr: Seit 1977 gibt es die erste Wärmeschutzverordnung, die später 2002 durch die Energieeinsparverordnung (ENEV) abgelöst und erweitert wurde. Häuser ab 1977 haben daher tendenziell bessere Grundvoraussetzungen für Heizenergiebedarf und Vorlauftemperatur; Fertigbauhäuser älterer Jahrzehnte können ebenfalls schon guten Wärmeschutz bieten. Dennoch kann eine zusätzliche Dämmung sinnvoll sein, um beide Faktoren weiter zu senken und die Effizienz zu erhöhen. Oft genügen schon einzelne Maßnahmen wie neue Fenster oder die Dämmung der obersten Geschossdecke bzw. des kompletten Daches, wenn es als Wohnraum genutzt wird.

 

Wie leistungsfähig ist eine Wärmepumpe in Gebäuden, die nach 1995 gebaut wurden?
Häuser, die nach der 3. Wärmeschutzverordnung von 1995 gebaut wurden, bieten gute Voraussetzungen für eine effiziente Wärmepumpe. Die Anforderungen waren deutlich höher als 1984, wodurch diese Häuser oft gut gedämmt sind. Flächenheizungen wie Fußbodenheizungen seit den 1980ern sind ebenfalls vorteilhaft.
Für Häuser, die vor 1977 gebaut wurden und bisher energetisch nie saniert wurden, ist der wirtschaftliche Betrieb einer Wärmepumpe meist nicht sinnvoll; hier wäre zuerst eine Sanierung nötig.
Auch älter energetisch aufgerüstete Häuser (z. B. mit neuen Fenstern, Dach- oder Fassadendämmung) erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines wirtschaftlichen Betriebs einer Wärmepumpe.

Eine Flächenheizung (z. B. Fußbodenheizung) ist ideal für Wärmepumpen, aber kein Muss.
Auch mit normalen Heizkörpern lässt sich eine Wärmepumpe wirtschaftlich betreiben.
Oft reicht der Austausch einzelner Heizkörper, um das System zu optimieren.

 

Wie prüft man ob eine Wärmepumpe funktionieren würde?
Für eine grobe Eigenbewertung sollten folgende Punkte geprüft werden: Vorlauftemperatur des Heizsystems, Einrohr- oder Zweirohr-System, und der Heizenergiebedarf für Heizung und Warmwasser. Eine präzise Einschätzung der Wärmepumpeneffizienz erhält man nur von einem Fachunternehmen.
Prüfung der Vorlauftemperatur: Oft ist sie zu hoch. Ein einfacher Test im Kalten: Vorlauftemperatur auf 50–55 °C senken, Thermostate voll aufdrehen. Die Vorlauftemperatur wird durch die Heizkurve gesteuert. Wer die Heizkurve nicht kennt, sollte den Heizungstechniker konsultieren, um Fehler zu vermeiden.
Wenn Räume bei voll aufgedrehten Thermostaten auch bei dieser niedrigen Vorlauftemperatur warm bleiben, ist diese Einstellung ausreichend – eine Wärmepumpe könnte gut funktionieren.
Warum die Vorlauftemperatur wichtig ist: Sie beeinflusst maßgeblich die Effizienz einer Wärmepumpe. Idealfall: ca. 35 °C, maximal ~55 °C. Laut ifeu-Studie liegt der Effizienzverlust von 35 °C auf 55 °C nur bei etwa 14 %. Höhere Vorlauftemperaturen senken die Effizienz deutlich und erhöhen die Betriebskosten.

 

Warum entscheidet die Vorlauftemperatur, ob eine Wärmepumpe sinnvoll funktioniert?
Die benötigte Vorlauftemperatur hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem vom Heizwärmebedarf und von der Rohrsystem-Art.

 

Unterschied Einrohr- vs. Zweirohrsystem:
Einrohrheizung: Das Heizwasser wird nacheinander durch die Heizkörper geführt (Vorlauf). Das abgekühlte Wasser fließt zurück in die Ringleitung und kühlt den Vorlauf weiter ab. Höhere Vorlauftemperaturen sind nötig, damit auch der letzte Heizkörper warm wird.
Zweirohrheizung: Vorlauf und Rücklauf haben separate Rohre. Daraus resultiert oft eine geringere notwendige Vorlauftemperatur, wodurch die Heizung effizienter arbeitet.
Erkennen des Systemtyps ist für Laien oft schwierig, da Rohre hinter Wänden verlaufen. (Meinung Fachmann einholen)
Historisch: Einrohrheizungen wurden überwiegend in den 1970er/1980er Jahren eingebaut, oft aus Materialersparnis. Moderne Neubauten werden seltener so ausgerüstet. Laut Verband der Immobilienverwalter hatten 2015 rund 40% der Heizungsanlagen ein Einrohrsystem.

Ein niedriger Heizenergiebedarf ist gut, weil dadurch weniger Wärme verloren geht und eine Wärmepumpe effizienter arbeiten kann. Der Richtwert liegt bei etwa 100 kWh Heizenergie pro Quadratmeter pro Jahr. Bei einem Haus von 150 m² entspricht das ca. 15.000 kWh pro Jahr. Je niedriger der Bedarf, desto besser, denn ein hoher Bedarf deutet auf schlechte Dämmung hin.

Bedarf ermitteln
Wenn Energieausweis vorliegt, dort nachschauen
Fehlt der Ausweis, kann der Bedarf auch grob geschätzt werden.

Benötigte Informationen:

1) beheizte Wohnfläche in Quadratmetern

2) Jahresverbräuche für Heizung und Warmwasser aus den letzten drei Jahren
Quellen der Verbräuche: Jahresabrechnungen Heizung (Erdgas/Fernwärme)

Hinweis zu Ölheizungen:
Die Erfassung ist komplizierter, weil evt. nicht das ganze Heizöl verbraucht wurde.
Besser jährlich den Füllstand des Tanks ablesen/aufzeichnen, um den tatsächlichen Verbrauch zu ermitteln.

 

Quelle: www.finanztip.de/waermepumpe/altbau

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